#würdige Arbeit in der Pflege: SP setzt Schwerpunkt im Bezirk Freistadt
Landesrätin Birgit Gerstorfer zu Gast im Landeskrankenhaus Freistadt
Mit einem Besuch im Landeskrankenhaus Freistadt startet die Vorsitzende der SPÖ Oberösterreich, Landesrätin Birgit Gerstorfer ihren Besuchstag im Bezirk Freistadt.
Im Rahmen der Kampagne „würdige Arbeit“ setzt sie sich für Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen und für eine gerechte Entlohnung der Arbeit ein: „In den vergangenen 20 Jahren ist die Anzahl der Krankenstandstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 2,6 Millionen gestiegen. Nach wie vor gibt es mehr als 30.000 Oberösterreicher/innen die für ihre Vollzeitarbeit weniger als 1.500 Euro brutto verdienen. Hier ist einiges in Schieflage geraten, was für die Arbeitnehmer/innen in diesem Land nicht länger hinnehmbar ist. Da gilt es hinzuschauen und gemeinsam mit den Arbeitnehmer/innen vor Ort nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. Gerade im Gesundheits- und Pflegebereich sind die Anforderungen an die Mitarbeiter/innen hoch – das gilt sowohl aus fachlicher, als auch aus emotionaler und menschlicher Sicht. Daher war es mir heute besonders wichtig den Austausch mit den Mitarbeiter/innen im Landeskrankenhaus Freistadt zu suchen. Die Mitarbeiter/innen vor Ort wissen schließlich am besten wo der Schuh drückt und wie die Politik sie in ihrer fordernden Aufgabe unterstützen kann“, betont die SPÖ Landesparteichefin, die in ihrem Wirkungsbereich als Sozial-Landesrätin Maßnahmen zur Entbürokratisierung setzen will: „Wir befinden uns in Mitten einer umfassenden Evaluierung des Sozialbereichs. Durch neue, alternative Konzepte der Betreuung, aber auch durch weniger Zettelwirtschaft will ich die Mitarbeiter/innen für jene Aufgabe freispielen, die sie gerne und mit enormen Herzblut machen – nämlich für ihre Mitmenschen da zu sein.“
SPÖ-Bezirksvorsitzender Bundesrat Michael Lindner setzte mit seinem Team bewusst den Schwerpunkt auf Pflegeberufe: „Tagtäglich arbeiten in unserer Region hunderte Menschen mit viel Hingabe und Aufopferung direkt mit Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Diese Arbeit wollen wir vor den Vorhang holen – gerade weil die körperlichen und psychischen Belastungen immer stärker werden! Wenn wir den Pflegeberuf als Zukunftsberuf attraktiv erhalten wollen, dann braucht es mehr Geld im Sozial- und Gesundheitsbereich!“
Lindner verweist auf eine Studie der Arbeiterkammer („Arbeitsbedingungen in der Pflege und Betreuung“, November 2016):
– 62% aller Beschäftigten in Gesundheitsberufen, aber nur 33% der Pflegekräfte glauben daran, ihren Beruf mit 60 bzw. 65 Jahren noch ausüben zu können
– 22% in allen Berufen geben an, unter Zeitdruck zu leiden, in den Pflegeberufen sind es 33%
– 62% der Pflegekräfte geben an, „häufig“ oder „sehr häufig“ von hohem Zeitstress betroffen zu sein
– Häufiger als die Gesamtbevölkerung leiden Pflegekräfte an Kopfschmerzen, Migräne, Erschöpfungszuständen, Muskelverspannungen und Schmerzen in den Beinen
– 45% der Pflegekräfte geben an, auch krank zur Arbeit zu gehen, im Durchschnitt aller Branchen sind es 34%
Betriebsrätin Silvia Rentenberger-Enzenebner bekräftigt: „In den letzten Jahren sind sukzessive immer mehr administrative Aufgaben zum Pflegepersonal gewandert, jetzt wiederum vermehrt aufgrund der Pflegeausbildung Neu und des Medizinermangels. Pflegekräfte übernehmen Aufgaben, die im bisherigen Pflegeschlüssel zur Finanzierung nicht berücksichtigt sind. Es ist hoch an der Zeit, den Pflegeschlüssel anzupassen, da durch die Fülle der Aufgaben der Druck auf das Pflegepersonal ständig zunimmt – die Grenze der Leistungsfähigkeit ist bei vielen schon erreicht! Es braucht eine Aufstockung des Pflegepersonals in den Krankenhäusern und den Pflege- und Altenheimen!“
Bundesrat Lindner macht auch die OÖ. Spitalsreform für die Situation verantwortlich: „Die oö. Spitalsreform ist eine Einsparungsreform auf Kosten der Beschäftigten und der PatientInnen. Die Unzufriedenheit der PatientInnen ist nachweislich gestiegen, der Arbeitsdruck auf die Pflegekräfte ist ebenfalls enorm gestiegen. Das ist in einem Beruf, der mit und für Menschen arbeitet, unverzeihlich!“
Die Arbeiterkammer OÖ hat dies in einer Befragung von Beschäftigten im Gesundheitsbereich festgehalten und am 10. April präsentiert:
– 86% der Beschäftigten im Gesundheitswesen (ohne ÄrztInnen) vertreten die Meinung, dass es bei der Spitalsreform nicht um die Verbesserung der Gesundheitsversorgung, sondern um finanzielle Einsparungen gegangen ist
– 66% der Beschäftigten meinen, dass sich die OÖ. Spitalsreform negativ auf die Arbeitsbelastung auswirkt
– Für 87% der befragten Beschäftigten erfolgen die durchgeführten Behandlungen unter Zeitdruck
– 75% der Beschäftigten meinen, dass das Fehlerrisiko bei den Behandlungen damit steigt
In einer Mitgliederbefragung wurden auch Meinungen der PatientInnen eingeholt (PK der Arbeiterkammer vom 10. April 2017):
– Nur 48% der Befragten sind mit der stationären Versorgung, 47% mit der Versorgung in den Spitalsambulanzen sehr zufrieden/zufrieden
– Mit den HausärztInnen 81%, mit den FachärztInnen 69%
– 64% der Befragten rechnen damit, dass sich die Qualität der Gesundheitsversorgung in Zukunft verschlechtern wird, 86% der Befragten rechnen mit längeren Wartezeiten
Das Krankenhaus Freistadt weiter stärken!
Ein weiteres wichtiges Anliegen für die Region war für die Bezirks-SPÖ der Anstoß zur weiteren Stärkung des Landeskrankenhauses Freistadt. Bundesrat Lindner ist sich dabei mit Betriebsrätin Silvia Rentenberger-Enzenebner einig: „Wir stehen zu unserem Landeskrankenhaus, das auch größter Arbeitgeber im Bezirk ist. Gerade deswegen wollen wir vorbauen und das Krankenhaus für die Zukunft stärken.“
In einer gemeinsamen Initiative sprechen sich Silvia Rentenberger-Enzenebner und Michael Lindner für folgende Eckpunkte aus:
– Eine eigene Kinderstation am Krankenhaus Freistadt
Mit der neuen Geburtenstation hat sich ein rasanter Geburtenanstieg von 13% eingestellt. Für uns Grund genug, eine eigene Kinderstation am Krankenhaus Freistadt einzurichten. Das erspart aufwändige Transporte nach Linz, wenn Schwierigkeiten bei der Geburt oder danach auftreten und das Krankenhaus wird mit einem weiteren Schwerpunkt attraktiver für JungärztInnen.
– Für einen eigenen Magnetresonanz-Tomografen in Freistadt
Eine Magnetresonanztomografie zählt mittlerweile zu einer Standarduntersuchung. Für ambulante PatientInnen beträgt die Wartezeit auf eine MR vier bis sechs Wochen, das ist unzumutbar. Hier wird wertvolle Zeit bis zur endgültigen Diagnose und einer notwendigen Therapie vergeudet – das stellt für viele PatientInnen auch eine hohe psychische Belastung dar, besonders wenn es sich um schwerwiegende und lebensbedrohliche Erkrankungen handelt.
Im gesamten Mühlviertel steht derzeit kein MR-Gerät zur Verfügung – deshalb verlangen wir ein MR-Gerät für das Krankenhaus Freistadt, im Sinne der PatientInnen die sich Wegstrecken ersparen, aber auch für eine Stärkung des Krankenhausstandortes Freistadt.
– Rasche bauliche Maßnahmen, um mehr Platz zu schaffen für OP-Bereiche
Intensivstation, Anästhesie, Aufwachräume und Operationsräume brauchen dringend genügend Platz, dafür sollen so rasch als möglich Baumaßnahmen folgen, damit die Situation für Personal und PatientInnen wieder erträglicher wird. Davon konnten sich die VertreterInnen auch bei einem Besuch im Krankenhaus selbst überzeugen.
Bildquelle: SPÖ Freistadt